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Humboldt-Universität zu Berlin | Department of Social Sciences | Berlin Graduate School of Social Science | BGSS Online Publications | Working Paper Series | Vereinbarkeit von Vaterschaft und Beruf. Eine Analyse betrieblicher Hindernisse (Johanna Possinger, 2010)

Vereinbarkeit von Vaterschaft und Beruf. Eine Analyse betrieblicher Hindernisse (Johanna Possinger, 2010)

Abstracts in German and English

 

Väter in Deutschland wollen ihre traditionelle Funktion als Brotverdiener der Familie zunehmend um Elemente engagierter Vaterschaft erweitern – ein Einstellungswandel, der sich auch im steigenden Beliebtheitsgrad des Elterngelds bei Männern niederschlägt. Gleichwohl herrscht in den meisten Familien – nicht immer freiwillig – eine traditionelle Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit. Im vornehmlich vom Beruf geprägten Alltag von Vätern kommt den Arbeitgeber/ innen eine besondere Bedeutung zu. Allerdings können auch Unternehmen, die als familienfreundlich gelten, die Vereinbarkeitsdilemmata von Vätern oft nicht oder nur unbefriedigend lösen. Aus Angst vor einem „Karriereknick“ nehmen die meisten Männer keine familienbewussten Angebote in Anspruch. Dabei erweist sich die antizipierte Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes häufig als unbegründet. Vielmehr sind es Befürchtungen informeller Natur, wie der Verlust von Zuständigkeiten oder eine Außenseiterposition im Kollegenkreis, die auf Väter abschreckend wirken. Arbeitsklima, Betriebsklima und Unternehmenskultur werden als Handlungsfelder einer familienbewusste Personalpolitik oft unterschätzt, dabei sind sie ausschlaggebend für die tatsächliche Familienfreundlichkeit eines Betriebs. Werte und Verhaltenskodices, die auf diesen Ebenen verankert sind, wie jederzeitige Verfügbarkeit, körperliche Anwesenheit am Arbeitsplatz sowie „traditionelle“ Vorstellungen von Männlichkeit, können so dominant sein, dass sie die eigentlich vorhandenen familienfreundlichen Angebote untergraben bzw. außer Kraft setzen.


In Germany, more and more fathers have the desire to extend their traditional role as family breadwinner and become more actively involved in the upbringing of their children. Attitudes towards fatherhood are changing – a change that is reflected in the increasing number of fathers who take parental leave. Nevertheless, in many families the division of paid labour and unpaid caring labour remains often involuntarily traditional. Due to the predominance of paid work in fathers’ lives, employers play a crucial role in facilitating the reconciliation of paid employment and active fatherhood. However, even companies known for their family-friendly policies cannot always help fathers balance work and care. Most fathers do not make use of available family-oriented work arrangements out of often ungrounded fear of jeopardising their career prospects. Moreover, men also fear negative consequences on a more informal level, such as losing job responsibilities. In family friendly personnel policies, the effects of corporate culture and working atmosphere are often underestimated. In fact, company values that worship total availability, physical presence at work (“facetime”) and “traditional” masculinity can be so dominant that they undermine and overpower the family-friendly policies and standards of the company.

 

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