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Protest und Gewalt. Zur Notwendigkeit einer empirischen Untersuchung situativer Interaktion (Anne Nassauer, 2010)

Abstracts in German and English

In diesem Arbeitspapier werde ich die Notwendigkeit erläutern, die Entstehung von Gewalt bei Demonstrationen sozialer Bewegungen zu erforschen. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Entstehung von kollektiver Gewalt ein komplexes, noch immer nicht hinreichend erklärtes Phänomen ist. Bislang hat sich die Gewaltforschung jedoch primär auf die „klassischen“ Formen von Gewalt konzentriert, wie individuelle oder ethnische Gewalt. Die Bewegungsforschung konzentriert sich derweil wesentlich auf die Entstehung und Dauer von Mobilisierung. Es wurde jedoch kaum erforscht, wie es in einer sozialen Bewegung - an sich eine klassische Form des friedlichen Forderungen-Stellens in der Streitpolitik - ebenfalls zu Gewalt kommt. Zudem wird hier argumentiert, dass dynamische Mikro-Interaktionssequenzen bei der Erforschung von Protestgewalt in den Vordergrund gerückt werden sollten. Situative Interaktionsdynamiken, so die Kernaussage dieses Textes, können dort Erklärungsansätze liefern, wo strukturelle Bedingungen und zugrundeliegende Motivationen nicht greifen: bei der Analyse von Gewalt bei Protesten an sich friedlicher sozialer Bewegungen.

 

This working paper will stress the necessity to analyze the emergence of violence in social movement demonstrations. Recent studies have shown that the emergence of violence is a complex phenomenon, which has not been conclusively explained until today. Yet violence research mainly focuses on the “classical” forms of violence, such as individual or ethnic violence. Social movement research primarily concentrates on the emergence and duration of mobilization. It has barely been analyzed how violence emerges in protests of social movements - generally the peaceful form of contentious claim-making.  Moreover, I will argue that studies on protest violence should focus more on dynamic sequences of micro-interaction. The main argument is that situative interaction dynamics can provide explanatory approaches where explanations by structural conditions and underlying motivations don’t apply: for the analysis of violence at protests of generally peaceful social movements.

 

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