Humboldt-Universität zu Berlin - Politische Soziologie und Sozialpolitik

Wintersemester 2017/18

53135 (MA) Das Jahrhundert der Politik? Politik und Nicht-Politik im 20. Jahrhundert.

Dozent: Prof. Dr. Friedbert W. Rüb

Das 20. Jahrhundert, nach E. Hobsbawn das „Jahrhundert der Extreme“, war ein Jahrhundert, in der die (nationalstaatliche) Politik eine übergroße Rolle gespielt hat. Von der Verfassunggebung bis zum Ausbau des Wohlfahrtsstaates über die totalen Kriege in der Mitte des Jahrhunderts bis zu den Demokratisierungswellen 1989 in Mittel- und Osteuropa – alle zentralen Dynamiken wurden durch politische Entscheidungen in Gang gebracht. Die moderne Gesellschaft wurde nun zu einem explizit politischen Begriff. Sie ist ein politisch zu formender, zu gestaltender, zu verändernder Gegenstand und die politische Gestalt­barkeit von Gesellschaft - zum Guten wie zum Schlechten - wird zum Signum des 20. Jahrhunderts. Zeitdiagnostische Analysen jedoch sprechen von einem fundamentalen Wandel des Politikbegriffs im Verlauf des Jahrhunderts, der umstellt von zielorientierter Rationalität auf zeitorientierte Reaktivität (N. Luhmann). Ist das in der Tat so? Dies soll u.a. in der Veranstaltung diskutiert und befragt werden.

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53050 (BA) Sozialpolitik: Grundlagen und Grundprobleme.

Dozent: Prof. Dr. Friedbert W. Rüb

Moderne Gesellschaften sind - bis auf ganz wenige Ausnahmen – immer durch Sozialpolitik gestaltete Gesellschaften. Sie sind Wohlfahrtsstaaten, wobei man verschiedene Typen unterscheiden kann, aber alle durch die Grundidee geprägt sind, dass man durch die Politik die wichtigsten sozialen Probleme, vom Klassenkonflikt bis hin zu den demografischen, (von modernen Gesellschaften) zwar nicht lösen, aber dennoch laufend bearbeiten kann. Die Veranstaltung führt in die wichtigsten Bereiche der Sozialpolitik ein und thematisiert zugleich die Ausbildung und Merkmale verschiedener Typen von Wohlfahrtsstaaten bzw. Wohlfahrtskapitalismen.

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53116 (MA) Totalitarismus. Hannah Arendts "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft".

Dozent: Prof. Dr. Friedbert W. Rüb

Die Totalitarismusanalyse von Hannah Arendt gehört sicherlich zu den interessantesten und zugleich umstrittensten Versuchen, sich dem Phänomen der totalen Herrschaft zu nähern. In dem Lektürekurs sollen die zentralen Passagen aus diesem Werk gelesen und ausführlich besprochen werden, um die zentralen Ideen und Thesen von Arendt zu rekonstruieren und zu verstehen. Vor allem die Bedeutung des Antisemitismus und des Imperialismus sollen ebenso im Mittelpunkt stehen wie das in der deutschen Ausgabe angefügte Kapitel über Ideologie und Terror als Kern totaler Herrschaft. Basistext ist natürlich: Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft. Piper: München/ Zürich, versch. Aufl. (2016)

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53082 BA-, MA-, Doktorandenkolloquium Politische Soziologie und Sozialpolitik.

Dozent: Prof. Dr. Friedbert W. Rüb

In dem Kolloquium werden v.a. laufende BA- und MA-Arbeiten als auch Dissertationen besprochen und wichtige Erscheinungen
aus dem Gebiet der Politischen Soziologie und der Sozialpolitik.

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53093 (BA) Politikfeldanalyse: Theorien, Methoden, Forschungslinien.

Dozent: Dr. Holger Straßheim

Nach einer einflussreichen Definition von Thomas S. Dye untersucht die Politikfeldanalyse „what governments do, why they do it, and what difference it makes“. Die Politikfeldanalyse fragt also nach den Inhalten, Bedingungen und Folgen öffentlicher Politiken. Sie geht dabei mittlerweile weit über Dye hinaus. Im Zentrum der Analysen, die von der Sozialpolitik über den Verbraucherschutz und die Umweltpolitik bis hin zu Regulierungsprozessen in der Biotechnologie oder dem Energiesektor reichen, stehen kollektiv bindende Entscheidungen sowie die Handlungs- und Koordinationsprozesse politischer, zivilgesellschaftlicher, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Akteure und deren inhaltlich-materielle Resultate. Seit den 90er Jahren hat sich darüber hinaus eine eigene Strömung der kritischen oder interpretativen Policy-Analyse entwickelt, die das Ziel verfolgt, Macht und Autorität, Wissen und Expertise, Deutung und Deliberation wieder stärker in den Fokus der Forschung zu rücken und dabei die Rolle der Sozialwissenschaften in der Gesellschaft kritisch zu reflektieren. Im Seminar wollen wir uns vergleichend mit den Ansätzen der Policy-Analyse auseinandersetzen und die methodischen Prämissen wie auch den jeweiligen analytischen Mehrwert anhand von empirischen Fallbeispielen diskutieren.

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53117 (MA) Politik und das Politische.

Dozent: Dr. Holger Straßheim

In den gegenwärtigen Debatten um die Politik und das Politische – mitunter als die „politische Differenz“ bezeichnet (Marchart) – manifestiert sich die Vermutung, dass mit dem Verständnis von Politik als Handlungssphäre oder sozialem System nicht all das erfasst werden kann, was das Politische ausmacht. Vielmehr bezeichnet dieser Sichtweise zufolge das Politische einen Raum jenseits der Politik, der sich je nach Theoriedisposition von den alltäglichen Modalitäten kollektiven Handelns im Gemeinwesen (Rosanvallon), über die Vielfalt des Streits und Protestes (Rancière), hegemoniale Interventionen (Laclau, Mouffe) bis hin zu einem postfundamentalistischen und zugleich radikaldemokratischen Politikverständnis (Marchart) erstreckt. Mit der Debatte um das Politische verbindet sich insofern auch das Versprechen emanzipatorischer Praxis – möglicherweise auch um den Preis einer zunehmenden Konturlosigkeit und Beliebigkeit des Politikbegriffs selbst. Wir wollen im Seminar diesen semantischen und begrifflichen Raum der politischen Differenz ausloten und von dort aus den damit verbundenen Traditionslinien assoziativer (Arendt) oder dissoziativer (Schmitt) Politiktheorien nachgehen. Ziel des Lektürekurses ist es, in kritischer Auseinandersetzung mit Texten zur Theorie der Politik und des Politischen den analytischen Mehrwert konkurrierender Politikbegriffe zu erfassen und daraus auch Erkenntnisse über deren praktische Konsequenzen zu gewinnen.

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53046 (BA) Parteien und Parteiensysteme im Wandel.

Dozent: Dr. phil. Adreas Schäfer

Parteien sind aus modernen repräsentativen Demokratien nicht wegzudenken. Aus demokratietheoretischer Sicht sollen sie die kollektive politische Willensbildung ermöglichen und zur verbindlichen Entscheidungsfindung beitragen. Ihnen wird also die Funktion eines Bindegliedes zwischen Gesellschaft und Staat zugeschrieben. Als politische und gesellschaftliche Organisationen sind sie angesichts sozialer und technologischer Wandlungsprozesse immer wieder neuen Herausforderungen ausgesetzt, die eine Anpassung an veränderte Umweltbedingungen erforderlich machen. Gleichzeitig gestalten Parteien die politischen Rahmenbedingungen für ihr Handeln durch Einflussnahme auf Policy-Entscheidungen und durch ihren wechselseitigen Wettbewerb in Parteiensystemen mit.

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