Humboldt-Universität zu Berlin - Politische Soziologie und Sozialpolitik

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Sozialwissenschaften | Politische Soziologie und Sozialpolitik | Phillip Manow und Hanna Schwander: Eine differenzierte Erklärung für den Erfolg der AfD in West- und Ostdeutschland

Phillip Manow und Hanna Schwander: Eine differenzierte Erklärung für den Erfolg der AfD in West- und Ostdeutschland



Erschienen in: Brinkmann, H.U., Reuband, KH. (Hg.) Rechtspopulismus in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden

https://doi.org/10.1007/978-3-658-33787-2_8

Der Buchbeitrag untersucht, inwiefern regional unterschiedliche Faktoren den Wahlerfolg der AfD in Ost- und Westdeutschland erklären können. Wir argumentieren, dass Statusangst ein zentrales Motiv für die Wahl einer rechtspopulistischen Partei ist, diese in Ost- und Westdeutschland jedoch unterschiedliche Ursachen hat. In Westdeutschland ist die Etablierung der AfD vor allem eine Reaktion auf die gestiegene Beschäftigungsunsicherheit unter ehemaligen Arbeitsmarktinsidern. In Ostdeutschland ist das Gefühl des Statusverlusts und der Aushöhlung der sozialen Sicherung nicht auf die spezifische Gruppe der Arbeitsmarktinsider beschränkt, sondern eine universelle, kollektive Erfahrung aufgrund der massiven Arbeitsmarktverwerfungen nach der Wiedervereinigung.
Unsere detaillierte Analyse von Wahl- und sozioökonomischen Daten auf regionaler Ebene – ergänzt durch Daten auf Individualebene – bestätigt, dass Statusangst in hohem Maße den Erfolg der AfD in Deutschland erklärt, jedoch durch unterschiedliche Erfahrungen in Ost- und Westdeutschland ausgelöst wird. In Westdeutschland ist die AfD vor allem in Regionen mit ehemaligen Arbeitsmarktinsidern erfolgreich, während in Ostdeutschland die Erfahrung der Massenarbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung zentral für den Wahlerfolg der AfD ist.