Humboldt-Universität zu Berlin - Politische Soziologie und Sozialpolitik

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Sozialwissenschaften | Politische Soziologie und Sozialpolitik | Hanna Schwander: Soziale Ungleichheit, politische Teilhabe und Repräsentation in der deutschen Demokratie

Hanna Schwander: Soziale Ungleichheit, politische Teilhabe und Repräsentation in der deutschen Demokratie



Erschienen in: APuZ und bpb (2023): Repräsentation - Identität - Beteiligung

 

In zahlreichen öffentlichen und akademischen Debatten wird der Zustand der Demokratie beklagt. Neben politischer Polarisierung und einem Rückgang des Vertrauens der Bevölkerung in Politik und Demokratie werden insbesondere die abnehmende Beteiligung der Bürger:innen am demokratischen Prozess und eine »Repräsentationskrise« als Indizien eines lamentablen Zustands der Demokratie angeführt. Tatsächlich beruht das Versprechen der repräsentativen Demokratie maßgeblich auf der Voraussetzung, dass Bürger:innen durch die Beteiligung etwa an Wahlen ihre Interessen an das politische System übermitteln und durch Repräsentant:innen die Prozesse der Entscheidungsfindung und Machtausübung kontrollieren. Unterscheidet sich der Umfang politischer Beteiligung zwischen verschiedenen sozialen Gruppen systematisch, werden deren Bedürfnisse, Interessen und Forderungen nur verzerrt in den politischen Prozess eingebracht.
Dieser Beitrag diskutiert, wie sich soziale Ungleichheit auf Teilhabe- und Repräsentationsgerechtigkeit in der deutschen Demokratie auswirkt. Soziale Ungleichheit, die in den meisten sozialwissenschaftlichen und öffentlichen Debatten als eine ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen innerhalb der Gesellschaft verstanden wird, hat nicht nur negative Folgen auf die Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Entfaltungsmöglichkeiten der Bürger:innen sowie auf Wirtschaftswachstum oder Kriminalität, sondern gefährdet auch die Idee der politischen Gleichheit.